Citadelle Laferrière – Symbol für Freiheit und das Ende der Sklaverei

Zitadelle Haiti

Die Citadelle Laferrière oder auch nach dem Erbauer benannt Citadelle Henry Christophe ist ein mehr als imposantes Bauwerk in Haiti.


Die grösste Festung welche in Amerika existiert, thront auf dem rund 900 Meter hohen Berg Chaine Bonnet l’Eveque und ermöglicht eine Weitsicht über Haiti und das Meer, welcher Raum

Citadelle Laferrière Haiti
Citadelle Haiti

und Zeit vergessen lässt.

An schönen und klaren Tagen soll es gar möglich sein, bis hinüber nach Kuba zu sehen, welches rund 140 Kilometer entfernt im Westen liegt. Doch nicht nur die Aussicht rechtfertigt den Aufstieg zu dieser Zitadelle, nein es ist auch die Festung selbst, welche eine längst verflossene Ära von Haiti in Erinnerung ruft und das zurzeit vorherrschende Elend im Land weit hinunter ins Tal zu verbannen scheint.

Da die Franzosen androhten, dass Sie wiederkommen würden um Haiti wieder als Kolonialmacht zu verwalten, erliess der damalige König von Haiti Nord, Henri Christophe diese Bergfestung zu errichten.

Von 1805 bis 1820 dem Jahr der Fertigstellung, waren zeitweise über 20 Tausend Mann am Bau des massiven Steingebäudes beschäftigt. 1982 wurde das Bauwerk zusammen mit dem nahe gelegenen Schloss Sans-Souci in die Liste als UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

Sie wirkt bis in die heutige Zeit hinein als ein Symbol der Unabhängigkeit und der Befreiung von der Sklavenschaft und der Kolonialmacht Frankreich. Eine Kolonialmacht welche niemals

Citadelle Laferrière
Citadelle Laferrière

mehr angriff und so der eigentliche Zweck dieser Festung – die Abwehr der Franzosen nie zum Ernstfall wurde. Stattdessen trotzte die Zitadelle mehreren Erdbeben, Unwettern und Stürmen und überlebte viele Unruhen im Land wie ein Fels in der Brandung.

Die Haitianer statteten die Zitadelle mit 365 Kanonen unterschiedlicher Größe aus und bis heute ist das enorme Lager der Kanonenkugeln ersichtlich, welche pyramidenförmig innerhalb der Festung aufgeschichtet sind.

Henri Christophe beauftragte den Bau der Festung im Jahre 1805. Zu der Zeit war Christophe noch General in der haitianischen Armee, in welcher er sich als ehemaliger Sklave bis zum Brigadegeneral hochdiente. Im Jahr 1806 puschte er zusammmen mit Mitverschwörer Alexandre Pétion gegen Haitis Kaiser, Jean-Jacques Dessalines. Dessalines Tod führte zu einem Machtkampf zwischen Christophe und Pétion, die sich Haiti in einen nördlichen und einen südlichen Sektor aufteilten. Im Norden übernahm Christophe die Präsidentschaft 1807. Er erklärte sich im Jahre 1811 selbst zum König dieses Sektors – Haiti Nord.

Die Zitadelle war trotz ihrer gewaltigen Ausmasse und der starken Bewaffnung nur ein Teil eines Systems von Befestigungsanlagen. Das Fort Jacques und das Fort Alexandre, welche auf

Bewaffmumg Zitadelle
Zitadelle Bewaffnung

den Bergen oberhalb von Port-au-Prince gebaut wurden, ergänzten das Abwehrsystem gegen die unheilvolle Kolonialmacht, welche aber nie mehr angriff.

Christophe plante sämtliche Nahrungsmittelvorräte und militärischen und kulturellen Einrichtungen entlang der Nordküste im Falle eines Angriffs nieder zu brennen und sich in die Zitadelle zurück zu ziehen, wo er jedem Feind standhalten würde. Das Jahr der Fertigstellung der Festung war auch das Ende der Epoche von Henri Christophe – König Henri dem Ersten. Er soll einen Schlaganfall erlitten haben und einige seiner Truppen begannen zu meutern.

Obwohl er grossen Wert auf Bildungseinrichtungen etc. legte, war er bei seinem Volk nicht sonderlich beliebt. Er galt als grössenwahnsinnig und uneinsichtig.  Überlieferungen zufolge soll sich der König mit einer silbernen Kugel selbst hingerichtet haben. Treue Anhänger sollen den Leichnam in die Festung gebracht haben, wo sie ihn in einem der Innenhöfe begruben um ihn vor einer befürchteten Leichenschändung zu bewahren.

Die kolossalen Abmessungen der Festung haben in der Neuzeit oft als Nationales Symbol auf Werbepostern und Katalogen vom Tourismusministerium gewirkt und als Motiv für Währungseinheiten und Briefmarken gedient. Die Mauern der Festung selbst überragen teilweise die Bergkuppe an die 40 Meter und der gesamte Komplex inklusive der Kugellagerplätze aber ohne das umliegende Vorgelände, umfasst eine Fläche von 10 tausend Quadratmeter.

Bedenkt man den Aufstieg auf diesen steilen Berg, kann man sich die Mühen vorstellen, welche die Errichtung dieser gigantischen Zitadelle verursachte. Die grossen Grundsteine der Festung wurden direkt in den Felsen, das Gestein des Berges verlegt und mit einer Mörtel-Mischung befestigt. Laut den Sagen und Überlieferungen sollen nebst gebranntem Kalk auch Melasse und das Blut von Kühen und Ziegen der Umgebung zur Festigkeit dieses speziellen Mörtels beigetragen haben.

Grosse Zisternen und Lagerhäuser innerhalb der Festung wurden errichtet, um genügend Nahrung und Wasser für 5.000 Verteidiger für eine Belagerung bis zu einem Jahr aufnehmen zu können. Die Festung weist einen nochmals geschützten Palast, mehr ein Königsquartier auf, geplant für den Fall, dass die damalige Königsfamilie innerhalb der Festung Zuflucht benötigen würde. Backöfen, Baderäume und Kerker waren weitere Gebäudeteile dieser Zitadelle welche erstellt wurden – wahrlich ein Monument für die Zeit.

Wenn man den Bergweg von der Ortschaft Milot her zu Fuss erklimmt, nach dem man den ersten Teil vielleicht mit einem Geländewagen oder gar einem Pferd absolvierte, wirkt das Antlitz der Festung wie der Bug eines in Stein geschlagenen Schiffes. Die Struktur wirkt eckig, und lässt den Betrachter durch die verschiedenen geometrischen Formen etwas verwirren. Die meisten Festungen weisen kein Dach auf – die Zitadelle schon.

Die Gehwege weisen eine Art Gitterwerk aus Stein auf – einige Gebäudeteile sind heute gar mit leuchtend roten Ziegeln geschmückt. Die Festung wurde seit ihrem Bau oft repariert und mehrfach umgebaut, darunter in den 1980er Jahren mit Hilfe des UNESCO und des World Monuments Fund, obwohl wenig davon ersetzt werden musste und auch das Design gleichblieb, hilft dieser „Unterhalt“ zur Erhaltung eines geschichtsträchtigen Symbols von Haiti.

Die Zitadelle ist zudem eines der beliebtesten Touristenziele in Haiti. Die Anreise führt über die Ortschaft Milot, wo einige selbsternannte Führer der Stadt den Weg zur Festung gerne zeigen. Viele davon sind der Geschichte der Festung mächtig und erzählen diese geflissentlich und ausgeschmückt den interessierten Besuchern aus nah und fern.

Einige ermutigen die Touristen ein Pferd für den Aufstieg zu mieten, was für manch einen schon eine wohlweisliche Empfehlung war. Wenn auch der erste Teil der 11 Kilometer langen Wegstrecke von Milot her fast immer mit einem Geländewagen zu schaffen ist, so ist spätestens der zweite Teil nicht mehr für Fahrzeuge zugänglich und spätestens dann, beim steilen Aufstieg wünscht sich manch schwitzender und ungeübter Wanderer den Rücken eines Pferdes herbei.

Die meisten der Innenräume der Zitadelle / Festung sind für Besucher zugänglich, auch die zahlreichen Treppen dürfen bestiegen werden um auf dem Dach die Aussicht zu geniessen. Auf Grund instabiler Lage in Haiti und Unruhen hauptsächlich in der zentralen Region, wurden auch viele Touristen abgeschreckt den mehrheitlich intakten Norden des Landes zu bereisen. Eine Reise welche zurzeit bedeutend ungefährlicher ist, als ein Besuch in der Hauptstadt Port-au-Prince.

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