Bernstein wird auf der Insel Hispaniola, nahezu ausschließlich im Hoheitsgebiet der Dominikanischen Republik gefunden.
Unter den Bernsteinvorkommen der Welt hat der Dominikanische Bernstein aufgrund seines Reichtums an fossilen Einschlüssen nach dem Baltischen Bernstein die größte Bedeutung. Diese Tatsache macht ihn bei Sammlern und Wissenschaftlern weltweit besonders begehrt.
Im Jahre 1987 wurde allerdings von der Dominikanischen Regierung verfügt, dass Bernsteinfossilien nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Nationalmuseums für Naturgeschichte außer Landes gebracht werden dürfen. Dennoch ist die Sammlung des Staatlichen Museums für Naturkunde (Löwentormuseum) in Stuttgart, die wohl bedeutendste wissen
schaftliche Sammlung Dominikanischen Bernsteins mit organischen Einschlüssen weltweit.
Die Popularität des Dominikanischen Bernsteins beruht außerdem auch auf der großen Zahl klarer Stücke, die sich vorzüglich für die Schmuckherstellung eignen sowie seiner Farbenvielfalt,
darunter auch der seltene „Blaue Bernstein“, dessen Farbe auf fluoreszierende Moleküle zurückzuführen ist. Entstanden ist dieser möglicherweise durch das nachträgliche Erwärmen auf Grund vulkanischer Aktivität. Der blau fluoreszierende Dominikanische Bernstein hat aber nichts mit dem ebenfalls nur auf Hispaniola vorkommenden blauen Pektolith zu tun, der mitunter in den gleichen Betrieben in Puerto Plata und in gleicher Weise verarbeitet wird und unter dem Namen Larimar als Schmuckstein in den Verkauf kommt.
Bernstein wird zumeist in Handarbeit überwiegend in Gruben und Stollen abgebaut. Geringe Mengen gehen bis in die heutige Zeit auf Strandfunde, insbesondere an dem als Costambar (Bernsteinküste) bezeichneten Küstenabschnitt nahe Puerto Plata zurück. Mitunter können auch sehr große
Einzelstücke mit einem Gewicht von mehreren Kilogramm gefunden werden.
In der Dominikanischen Republik gibt drei wesentliche Bernstein Abbaustätten im Nordosten und Südosten. Es sind dies die Cordillera Septentrional im Norden (Provinzen Puerto Plata und Santiago) und Bayaguana und Sabena im Osten.
Der Bernstein in den Gebieten der Cordillera Oriental und der Cordillera Septentrional auf Hispaniola lagert in tertiärem Sandstein. Aufgrund von Bohrungen wird angenommen, dass dort noch große Mengen Bernstein liegen. Die Cordillera Septentrional ist überwiegend von sedimentärem Gestein tertiären Alters bedeckt. Die meisten Bernsteinminen in dieser Gebirgsregion treten in der La Toca-Formation (Poinar verwendet die Bezeichnung „Altamira-Fazies der El Mamey-Formation“)auf.
Bei dieser Formation handelt es sich um einen mit Konglomeraten gerundeter Kieselsteine durchsetzten Schiefer-Sandstein. Häufig treten organisches Material und ausgedehnte Kohlegänge auf, wobei der Bernstein in lignitischem Sandstein bzw. den Lignitgängen liegt. Auf der Grundlage von Coccolithen konnte das Alter des Schiefers und Sandsteins von El Mamey mit 40 Mio. Jahren (Oberes Eozän) bestimmt werden.
Was ist Bernstein überhaupt?
Bernstein ist ein fossiles Harz und eine der wenigen Substanzen, abgesehen von Diamant, Jet (Gagat), Perlmutt und Elfenbein, die als Edelstein betrachtet wird, aber kein Mineral ist.
Ausgehend von den pflanzlichen Funden im Bernstein wird angenommen, dass das Harz, aus dem der Dominikanische Bernstein entstand, vom Baum Hymenaea protera erzeugt wurde. Diese fossile Art der Hülsenfrüchtler ähnelt am ehesten dem rezenten Baum Hymenaea verrucosa, der in Ostafrika und den vorgelagerten Inseln vorkommt.
Eine verwandte Art (Hymenaea courbaril) kommt heute noch in der Dominikanischen Republik vor, der lokale Name ist „Algarrobo“. Untersuchungen mittels der Infrarot-Spektroskopie, der Kernspinresonanzspektroskopie (NMR) und der Massenspektrometrie haben die Ähnlichkeit des Dominikanischen Bernsteins mit dem Harz rezenter Hymenaea-Arten, insbesondere der Hymenaea verrucosa bestätigt.
Je nach Art des Austritts unterscheidet man unterschiedliche Naturformen
- Schlauben entstanden, wenn das Harz schubweise austrat und mehr flächig die vorangegangenen Harzausflüsse überdeckte. Sie sind meist klar, auf den Trennflächen sind Verschmutzungen (z.B. Staub), sie enthalten die meisten Fossileinschlüsse (Inklusen).
- Zapfen entstanden aus mehr punktuellen Harzflüssen, die vor dem Herunterfallen am eigenen Tropfenfaden erstarrten. Längerdauernde Harzflüsse können zu dickeren Harz-Stalaktiten führen. Auch sie enthalten Fossileinschlüsse.
- Tropfen entstanden aus abgetropftem Harz, vorwiegend abgeflacht und diskusförmig, aber auch kugelrund bis birnenförmig.
- Fliese (Platten) entstanden durch Harzansammlungen der Varietäten Bastard und Knochen hinter der Rinde oder in Spalten, ohne Inklusen.
- Knollen sind klumpenförmige Harzansammlungen in sekundären Hohlräumen des Holzkörpers (z.B. durch Schädlingsbefall oder Windbruch), ganz überwiegend Varietät Bastard, ohne Inklusen.
Bernsteinförderung auf Hispaniola
Die Bernstein führenden Formationen erstrecken sich zwar über beide Staaten (Dominikanische Republik und Haiti) der Karibikinsel. Eine systematische Förderung des Bernsteins ist allerdings nur aus der Dominikanischen Republik bekannt. Obwohl die Vorkommen in Haiti vermutlich ebenfalls nicht unbeträchtlich sind, liegen hierüber nur wenige Informationen vor. Sicher ist, dass im Zentralplateau von Haiti Bernstein in einer Lignit-Lagerstätte gefunden worden ist.
Die bergbauliche Förderung in der Dominikanischen Republik erstreckt sich auf das Gebiet um Puerto Plata und Santiago (Cordillera Septentrional) und – weiter östlich – bei Bayaguana in der Cordillera Oriental.
In der Umgebung von La Toca (nordöstlich von Santiago) wird der Bernstein sowohl aus offenen Gruben als auch in den Hang getriebenen, flach geneigten schmalen Stollen mit einer Tiefe von bis zu knapp 100 Metern gewonnen, in dem er aus dem Muttergestein herausgeschlagen wird. Solche Stollen sind zumeist binnen drei Jahren ausgebeutet. Die Gruben und Stollen werden unorganisiert angelegt, sind unzureichend gesichert und laufen, vor allem in der Regenzeit, oft voll Wasser.
In ähnlicher Weise erfolgt die Gewinnung des Bernsteins in fast allen anderen Abbaugebieten im Bergland der Dominikanischen Republik. Als besonders ergiebig gelten die Gruben in der Gegend von Palo Alto (nördlich von Santiago). In der Cordillera Oriental wird das begehrte Material auch im Duckelbergbau gewonnen. Solche Schächte sind zumeist in wenigen Wochen ausgebeutet. Zuverlässige Informationen über die Anzahl aktiv betriebener Gruben, Stollen- und Schachtanlagen gibt es nicht. Schätzungen zufolge sind aber rund 3000 Arbeiter in der Bernsteinförderung tätig, viele davon nur saisonal. Da in einer Anlage meist deutlich weniger als zehn Personen beschäftigt sind, dürfte die Zahl der aktiven „Bergwerke“ in die Hunderte gehen, die der aufgelassenen wohl in die Tausende.
Wirtschaftliche Bedeutung für das Land
Neben den mehr oder minder regelmäßig Beschäftigten in den „Bergwerken“ sind zwischen 500 und 1000 Handwerker mit der Bearbeitung des Rohmaterials beschäftigt. Die Zahl der im Verkauf regelmäßig beschäftigten Personen geht weit über 1000 hinaus. Die Gesamtförderung eines Jahres unterliegt großen Schwankungen, geht aber nicht über fünf Tonnen hinaus. Auch wenn diese Menge nur rund 1 % der Fördermenge des Baltischen Bernsteins ausmacht, ist der Dominikanische Bernstein aus kommerzieller Sicht der weltweit wichtigste nach dem Baltischen Bernstein.
Geschichte des Bernsteins in der Dominkanischen Republik
Die Tagebücher von Christoph Kolumbus enthalten erste Dokumentationen über Bernstein in der Neuen Welt. In Überlieferungen wird berichtet, dass als Kolumbus auf Hispaniola landete ein
Taino Indianer ihm ein paar bernsteinverzierte Schuhe bot, im Austausch gegen eine Halskette aus baltischem Bernstein die ihm Kolumbus reichte. Bei archäologischen Ausgrabungen wurden Taino Grabstätten gefunden die mit dekorativen Bernsteinartefakten gefüllt waren. Im Lauf der Zeit wurden die reichen Bernsteinvorkommen des Landes praktisch aufgegeben da der Wert des Goldes an Priorität gewann.
Erst in den 1940er Jahren fingen zwei Handwerker aus der zentralen Stadt Tamboril in der Provinz Santiago an, Bernstein in einer kommerziellen Form zu bearbeiten. Emilio and Manolo Perez stellten Schnupfer für Zigarren her und verkauften sie in Santiago. Den Bernstein für ihre Arbeiten fanden sie entlang des Licey Flusses.
Im Jahr 1949, unter der Regierung von Trujillo, wurde der italienische Geologe Renato Zoppis de Sena zum Direktor des Bergbaus um den Bernstein zu erforschen und sein Alter zu bestimmen. Während dieser Zeit wurde der Abbau von Bernstein wieder aufgenommen, dies dauerte aber nur wenige Monate, weil die Regierung nicht bereit war, geeignete Mittel zur Verfügung zu stellen. Zudem gab es auch Probleme auf den in- und ausländischen Märkten, Käufer für den abgebauten Bernstein zu finden.
Sein Nachfolger am Institut für Bergbau (1951-1955), der Dominikanische Naturforscher Pompilio Brouwer, setzte die Forschung über Bernstein fort und schlug vor, den Abbau weiter fortsetzen. Der Handwerker Emilio Perez wurde nach Santo Domingo gebracht um sein Handwerk an einer Schule zu lehren, die für Bernsteinhandwerker eröffnet wurde. Die Regierung gewährte dafür 30 Stipendien. Dies stellte den Beginn einer echten handwerklichen Industrie von Bernstein in der Dominikanischen Republik dar. Die Regierung unterstellte die Minen dem Centro Nacional de Artesania (Cenadarte), dem nationalen Zentrum für Kunsthandwerk, das die staatliche Konzession hatte um Schmuck zu produzieren.
Brouwer war von Bernstein fasziniert und wurde zu einem der landesweit führenden Sammler in den 50er und 60er Jahren. Er war der erste, der diese kleinen Ausgrabungen, die in diesen Jahren durchgeführt wurden um das Harz zu gewinnen, ausbaute. Naturforscher Pompilio Brouwer gilt als einer der landesweit Ersten, der Bernstein offiziell einen handwerklich und industriellen Wert zugewiesen hat.
Er sprach davon, dass der Bernstein aus der Dominikanischen Republik, auch bekannt als Bernstein von Santo Domingo, aufgrund seiner Transparenz und der Vielfalt der Farben und Sorten variantenreicher und von weitaus besserer Qualität war, als in Deutschland und in anderen Gebieten der Welt gefundener Bernstein. Brouwer identifizierte damals die breite Palette von Farben und Ebenen des dominikanischen Bernsteins – diese reichen von transparentem Bernstein zu Rosa, Gelb, Purpur, Rot und Blautönen wie auch schwarz gefärbtem Bernstein.
Die Gewinnung von Bernstein wurde, mit der Gründung der Compania de Ambar Dominicano unter der Leitung von Dr. Brouwer selbst, kommerziell organisiert. Das Unternehmen führte den Abbau von Bernstein in den Verwerfungen von Las Auyamas, zwischen den Provinzen Puerto Plata und Santiago durch. Im Jahr 1963 begannen die Hersteller ihre Bernsteinarbeiten an Touristen an Bord der Kreuzfahrtschiffe, die in Puerto Plata anlegten, zu verkaufen. Das erste Geschäft im Hafengebiet würde eröffnet und auf dem Markt wurden mehrere Lebensmittelgeschäfte umgewandelt in Geschäfte zum Verkauf von Bernstein.
Im Jahr 1966 wurden über 4.000 Pfund Bernstein pro Monat gewonnen. Obwohl die Regierung der neu gegründeten Cooperativa de Industrias Artesanales (Coindarte) die Konzession zuerkannte, dauerte dieser Abbau nur eineinhalb Jahre. Danach wurde die kommerzielle Nutzung der Bernsteinvorkommen eingestellt und Bernstein nur in kleinen Mengen abgebaut.
Es waren weitere Italiener die dem Bernstein in der Dominikanischen Republik einen kräftigen Schub gaben. Im Jahr 1970 kamen Didi Costa und ihr Ehemann Aldo mit den beiden Söhnen zum ersten Mal für einen Sommerurlaub nach Puerto Plata. Die Familie war verzaubert von der Nordküste und entschied zu bleiben. Aldo Costa der in Italien im Tourismus gearbeitet hatte, teilte sein Wissen und wurde zu einem Pionier der Tourismus-Industrie in der Dominikanischen Republik. In diesen ersten Jahren, entdeckte Didi Costa den Bernstein, erkannte den wissenschaftlichen Wert und begann damit Bernstein zu sammeln. Für die Dominikaner hatten die Bernsteinstücke damals nur wenig Wert. Sie wurden nur verbrannt, um die Mücken fernzuhalten.
Es dauerte nicht lange und sie eröffnete im Hotel Montemar, das von ihrem Mann Aldo geleitet wurde, eine Geschenkboutique. Sie begann damit kleine Mengen an Bernstein zu erwerben, die ihr aus der Mine gebracht wurden. Stücke, die sie als außergewöhnlich erachtete, gelangten nicht in den Verkauf, sondern in ihre persönliche Sammlung. Sie war fasziniert von der Geschichte, die in den Bernsteinstücken eingeschlossen war und begann, Bernstein direkt von den Männern zu kaufen, die aus der Mine kamen. In dieser Zeit, machte sie auch Bekanntschaft mit deutschen und amerikanischen Wissenschaftlern, die sich für Bernstein interessierten.
Im Jahr 1982 entschloss sie sich, das Bernsteinmuseum in der Villa Bentz zu einzurichten. Die Costas bekamen Hilfe mit dem Museum von Brandt Ghepart. Der Paläontologe hatte im Naturhistorischen Museum von Cleveland Ohio, 15 Jahre lang mit der dortigen Bernsteinsammlung gearbeitet.
In gemeinsamer Arbeit, gründeten sie das Museum für dominikanischen Bernstein in der Villa Bentz in Puerto Plata, das den Vergleich mit dem Bernsteinmuseum von Santo Domingo nicht scheuen muss.
Bernsteinmuseen in der Dominikanischen Republik
Museo del Ambar Dominicano
Calle Duarte 61, Puerto Plata
República Dominicana
Telefon:
809-586-2848 (Information)
809-320-2215 (Geschenkeshop)
Web: www.ambermuseum.com
AMBER WORLD MUSEUM
Calle Arzobispo Meriño 452,
Santo Domingo 10212
República Dominicana
Telefono: 809-686-5700
Web: www.amberworldmuseum.com