Der Hispaniola-Leguan (Cyclura ricordii) lebt endemisch auf der Karibikinsel Hispaniola.
Analog zu der spanischen Populärbezeichnung iguana de Ricord lautet der englische und international übliche Artname Ricord’s Ground Iguana Dieser typische Leguan gehört zur Gattung der Wirtelschwanzleguane (Cyclura)
Erscheinungsbild
Der Hispaniola-Leguan ist einer der grössten und kräftigsten Wirtelschwanzleguane und kann über einen Meter lang werden. Davon entfällt, bei einer Kopf-Rumpf-Länge von 49,5 cm bei männlichen und 43 cm bei weiblichen Tieren, über die Hälfte der Länge auf den Schwanz. Der Schwanz ist sehr kräftig, wenn auch nicht kreisrund, wie es der Gattungsname erwarten lässt.
Erwachsene Männchen bekommen 2 kräftige Stirnwülste, hinter denen ein auffälliger Stachelkamm beginnt. Dieser Stachelkamm wird nach hinten hin immer kleiner und läuft schließlich am Schwanzansatz aus. Um sie von den Nashornleguanen (Cyclura cornuta) zu unterscheiden, mit denen sie sich ihr Verbreitungsgebiet teilen, kann die Musterung an den Flanken heran gezogen werden. Nashornleguane besitzen keine Maserung am Rücken. Der Hispaniola Leguan dagegen schon.
Eindrucksvoll ist außerdem die Färbung des Augapfels: Er kann eine blutrote Farbe annehmen. Ebenfalls eindrucksvoll ist sein Gewicht. So können männliche Tiere bis zu 9, weibliche Tiere rund 5,5 Kilogramm schwer werden.
Vorkommen und Lebensraum
Der Lebensraum des Hispaniola Leguans befindet sich in den Trockenwälder der Insel Hispaniola. Innerhalb dieses Ökosystems besitzt er eine inselartige Verbreitung. Derzeit sind vier solche Inseln oder Teilpopulationen wissenschaftlich beschrieben. Die stabilste Population befindet sich auf der Insel Isla Cabritos in einem Salzwassersee, dem Lago Enriquillo. Diese Insel ist Teil eines Nationalparks und auf Grund ihrer isolierten Lage gut geschützt.
Die übrigen Populationen sind dagegen gefährdet. So berichtet die Grupo Jaragua, eine dominikanische Naturschutzorganisation, von mehr oder
weniger legalen Versuchen, die letzten Nistplätze dieser Reptilien urbar zu machen. Dieses Problem ist eine akute Bedrohung für eine Population, die sich in der Nähe der Siedlung La Florida am südlichen Ufer des Salzsees befindet.
In einer besseren Verfassung ist die Population in der Nähe des Dorfes Pedernales. Dort hat es ähnliche Probleme gegeben. Sie konnten sich jedoch nach jüngeren Erkenntnissen lösen lassen. Nur wenige Kilometer entfernt auf haitianischem Boden befindet sich die vierte und letzte bekannte Population. Mit lediglich 9 bekannten Nestern war sie im vergangenen Jahr jedoch bedeutend kleiner als die von Pedernales, bei der man 300 Nester zählen konnte. Charakteristisch für alle vier Gebiete ist ein tiefgründiger Boden, der es den Tieren erlaubt, ausgedehnte Höhlen und große Nester zu graben.
Lebensweise
Die schweren ausgewachsenen Leguane ist wie alle seine Vetter nur am Tage aktiv und bewegt sich viel am Boden. Sie verstecken sich häufig in Sträuchern, in denen sie auch geschickt herum klettern können. Sie können wie die meisten Leguane hervorragend schwimmen. Ob sie dabei die Krokodile fürchten müssen, die den Lago Enriquillo bevölkern, ist nicht bekannt.
Nachts ruht die große Echse in einem sicheren Unterschlupf. Zwar nützen sie auch hohle Baumstämme oder Felshöhlungen, ihre selbst gegrabene Erdhöhle
scheint ihnen jedoch am besten zu behagen. Seinen Bau verwendet jedes Tier für sehr lange Zeit, manchmal sogar ein Leben lang.
Der Hispaniola-Leguan ernährt sich überwiegend von Früchten, Samen und anderen Pflanzenteilen. Insbesondere jüngere Exemplare nehmen auch Kleintiere wie Insekten, Krabben oder Spinnen auf. Auch Aas verschmäht er nicht, wenn er solchem begegnet
Die Leguane sind sehr territoriale Echsen – sowohl die Männchen wie auch die Weibchen besetzen klar begrenzte individuelle Territorien, aus denen sie alle gleichgeschlechtlichen Artgenossen nach Möglichkeit fernhalten. Vor allem die männlichen Tiere, deren Territorien meist mit Gebieten mehrerer Weibchen überlappen, sind eifrig darauf bedacht, jeden Rivalen von ihrem Grundstück zu verjagen.
Fortpflanzung
Das Fortpflanzungs- und Brutgeschehen ist saisonal geprägt. Die Paarungen finden in den Monaten April und Mai, statt. Gute einen Monat später, während der frühsommerlichen Regenzeit (Mai/Juni), legen die Weibchen ihre Eier ab. Sie graben dazu an einer ausgewählten Stelle innerhalb des Territoriums eine etwa 40 Zentimeter tiefe Röhre und formen diese am Ende zu einer Kammer in der die Eier abgelegt werden.
Je nach Größe und Alter eines Weibchens schwankt die die Eizahl zwischen 2 und 18. Nach der Eiablage verschließt das Weibchen seine Nesthöhle in der die Temperatur während der ganzen, rund 100 Tage dauernden Brutzeit bemerkenswert konstant bei 30 bis 31° Celsius bleibt.
Die jungen Leguane schlüpfen während der herbstlichen Regenzeit (September/Oktober), in reichlich Nahrung für den Nachwuchs vorhanden ist. Die Jungtiere benötigen mehrere Tage, um sich aus ihrer Geburtskammer freizugraben. Haben sie die Oberfläche erreicht, verteilen sie sich in alle Richtungen und führen von Anfang an ein selbstständiges Leben.
Oft fallen Jungtiere Schlangen, Katzen und Raubvögeln zum Opfer, ausgewachsene Leguane müssen wohl nur den Hund und den Menschen fürchten, denn sie werden noch immer von der lokalen Bevölkerung (illegal) bejagt.
Auffällig ist ihre Vorliebe für bestimmte Orte, an denen sie hohe Populationsdichten erreichen können. Die Nashornleguane, die dort ebenfalls vorkommen, erreichen nur etwa ein Zehntel der Individuendichte. Dafür haben sie felsige Lebensräume für sich erschlossen, was es ihnen ermöglicht hat, den Süden der Insel weiträumig zu besiedeln. Dies scheint den Hispaniola Leguanen ungleich schwerer zu fallen.
Bedrohung/Schutz
Dieser große Bodenbewohner wird auf der Roten Liste der IUCN als vom Aussterben bedroht geführt, da sein einst weit ausgedehnter Lebensraum durch Landwirtschaft, Kalksteinbrüche und Vieh, das mit den Leguanen im Wettbewerb um die begrenzte Vegetation steht und Leguannester zertrampelt, weitgehend zerstört worden ist. Die Tiere werden auch vom Menschen zum eigenen Verzehr gejagt; darüber hinaus gehören sie zur Beute eingeführter Katzen, Hunde und Mungos.