Eine sehr umstrittene Mauer

Haiti Grenze

Die Mauer ist nicht unumstritten, die von der Dominikanischen Republik gebaut wird, um die Insel zu teilen. Haiti, beziehungsweise die Bewohner von dort, dem Nachbarland, sollen so in die Schranken verwiesen werden. Segen oder Armutszeugnis?

Die Dominikanische Republik und Haiti teilen sich die Karibikinsel Hispaniola. Ersteres hat eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in Lateinamerika. Das zweite ist das ärmste Land des Kontinents. Schätzungen zufolge leben mehr als eine halbe Million Haitianer in der Dominikanischen Republik, viele von ihnen illegal, wo sie auf der Flucht vor Elend und Gewalt ankommen. Die effektive Zahl dürfte aber weitaus höher sein.

Und hier kommt nun ein neuer, umstrittener Plan ins Spiel: Die dominikanische Regierung hat begonnen, auf 164 der fast 400 Kilometer langen Grenze, die die beiden Länder trennt, eine Mauer zu errichten.
In diesem Video (– in Spanisch ) hört man ein wenig heraus wie das Leben im Grenzgebiet ist.

Am 20. Februar 2022 richtete der Präsident der Dominikanischen Republik, Luis Abinader, der eine leuchtende gelbe Weste über einem weissen Gewand trug, den Betonstrahl auf einen Graben, über den dünne Stahlstangen gehoben wurden. Der Beginn vom Bau der Mauer. Und sie machten Fotos von ihm, sehr viele Fotos.

Es war der erste Schritt beim Bau des Grenzzauns, der die Dominikanische Republik von Haiti trennen wird und den alle als „Mauer“ an der Grenze bezeichnen. Im Hintergrund verfolgten die Musik von Juan Luis Guerra und zwei Bischöfe, sowie die militärischen Führungspersönlichkeiten, aufmerksam die Aktionen des Präsidenten und des Betonmischers.

Der Bau ist eine neue Episode in der konfliktreichen historischen Beziehung zwischen den beiden Ländern, die sich die Insel Hispaniola und eine durchlässige Grenze von mehr als 390 Kilometern teilen, einen der wichtigsten Landkorridore in Lateinamerika und der Karibik.
„Die Dominikanische Republik kann die politische und wirtschaftliche Krise in diesem Land (Haiti) nicht in den Griff bekommen oder den Rest seiner Probleme lösen“, sagte Abinader in einem Akt mit starker patriotischer Symbolik, bei dem die Nationalhymne einige Meter entfernt energisch gesungen wurde Nachbarland, das ärmste Amerikas.

Was er aber nicht erwähnte war, dass die Dominikanische Republik auch von dieser Situation auf teilweise recht inhumane Art und Weise profitierte, Dazu kommen wir später. Wenn man Zahlen einfach Glauben schenken möchte so sagen diese einiges aus. Nach den neuesten Daten der Weltbank und der dominikanischen Regierung leben 60 % der haitianischen Bevölkerung in Armut, verglichen mit 24 % in der Dominikanischen Republik. Extreme Armut erreicht 24 % in Haiti, während es auf der anderen Seite der Grenze 3,5 % sind.

Eine andere Zahl wäre auch noch interessant, wird aber nie publiziert, wie viele Haitianer arbeiten unter teilweise unglaublichen Bedingungen in der Dominikanischen Republik, in Zuckerrohrplantagen, Strassen- und Hochbau etc. werden ausgenutzt und unversichert, oft auch nicht bezahlt wieder wie Tiere deportiert, nach dem man Ihnen für die Passage schon Geld abgenommen hat – ein unsauberes Spiel.

Mauerbau Haitigrenze
Die Mauer an der Grenze

54 Kilometer
In Dajabón, im Nordwesten der Dominikanischen Republik, einem der Hauptgrenzpunkte zu Haiti, sind bereits die ersten Meter des Zauns zu sehen. Acht Tage nach Baubeginn besuchte BBC Mundo die Baustelle. Die Arbeit wurde eingestellt. Nur ein Bulldozer blieb mit ausgeschaltetem Motor zurück. Zwei gelangweilte Soldaten bewachten das Gelände. Auf dem angrenzenden Grundstück muhten Kühe. Neben dem, was einmal die Mauer sein wird, lagen weggeworfene Plastikbehälter.

Ein paar Schritte von der Mauer und dem Ort entfernt, an dem Abinader sprach, badeten einige haitianische Kinder und einige Frauen wuschen ihre Kleider im Masacre-Fluss, dessen spärliches Rinnsal eine flexible Grenze zwischen den beiden Ländern bildet.

Die Mauer wird viel mehr ausgebaut werden

In einer ersten Phase, die nach Angaben der dominikanischen Regierung in der ersten Hälfte des Jahres 2022 abgeschlossen werden soll, werden 54 Kilometer Stahlbeton- und Metallkonstruktion gebaut, wie sie in Dajabón skizziert wurde. Ergänzt mit 19 Wachtürmen und 10 Zugangstoren. Sie wird nicht die gesamte ausgedehnte territoriale Grenze abdecken, sondern vorwiegend an den stark besiedelten und empfindlichsten Gebieten der Grenze errichtet.

In der zweiten Phase, die beginnen soll, sobald die erste abgeschlossen ist, werden nach Angaben der Regierung weitere 110 km für eine Gesamtinvestition von 1.700 Millionen Pesos (etwa 30 Millionen US-Dollar) Mauer und Grenzschutz gebaut.

„Es ist ein Zaun, der beiden Ländern zugutekommt, um den bilateralen Handel zu kontrollieren, Migrationsströme zu regulieren, um die Mafia zu bekämpfen, die Menschenhandel betreibt, den Drogenhandel und den illegalen Verkauf von Waffen zu bekämpfen und die Zucht und Ernte von Viehzüchtern und landwirtschaftlichen Erzeugern zu schützen“, erklärte Abinader .
Wiederum fehlte in dieser Erklärung, wie das den geregelt wird, mit all den Arbeiter aus Haiti welche in der Landwirtschaft etc. tätig sind – ohne Visa, ohne Bewilligung und ohne Versicherung und oft zu unmenschlichen Bedingungen. Denn würde man dies endlich seitens der Dominikanischen Republik wirklich angehen und zumindest versuchen korrekt und sauber zu regeln, wäre schon sehr viel getan. Nur dann wären ja diese Gastarbeiter, modernen Sklaven aus dem Nachbarland ja geschützt und versichert und man müsste Sie als Menschen akzeptieren – was vielen ein Dorn im Auge wäre. Also lieber weiter ausnützen und von der Armut der Nachbarn Profit schlagen.

Teil 2 der Mauerreportage